Die Natur kann nun Regress von der Bundesregierung fordern. Für den Bau des A380 wurde ab 2001 Teile vom bedeutenden Süßwasserwattgebiet Mühlenberger Loch an der
Hamburger Elbe mit besonderer Unterstützung von Basta-Kanzler Gerhard Schröder zugeschüttet. Der A380 wurde dann aber dort nie vollständig gebaut, nur Teile des Rumpfs wurden produziert und
der Innenausbau war in Finkenwerder. Nun soll nach dem kurzen Vergnügen mit dem Größenwahn das A380-Programm mangels Nachfrage bis 2021 eingestampft werden. Und der bleibende Schaden an Natur und
Landschaft? Hier wird sehr deutlich , dass sich für die kurzfristige Entwicklung der Wirtschaft die langfristige Zerstörung der Natur und unseres Lebensraums nicht
lohnt!
Für den A380 haben sich Ex-Kanzler Gerhard Schröder, der Hamburger Senat und Behörden in skandalöser Weise an der Natur vergangen.
Wir schreiben das Jahr 2001. Noch schätzt sich der NABU (Naturschutzbund Deutschland) im Januar glücklich, dass das Hamburger Verwaltungsgericht vor der Entscheidung über die Klage der Naturschutzverbände gegen den Planfeststellungsbeschluß "DA-Erweiterung A3XX" (15 VG 3932/2000) vorläufigen Rechtsschutz gegen diesen Planfeststellungsbeschluß verhängte. Die geplante Zuschüttung der Elbbucht "Mühlenberger Loch" wurde zunächst gestoppt. Die DASA-Flugzeugwerft in Hamburg-Finkenwerder sollte für den A380 erweitert werden. Auf einem fünftel der Fläche des Mühlenberger Lochs sollen Montagehallen entstehen. Doch dann entscheidet dass Verwaltungsgericht am 15. Januar 2001, den Naturschutzverbänden stehe gegen den Planfeststellungsbeschluß "DA-Erweiterung A3XX" keine Antragsbefugnis zu. Eine Verbandsklage sei nur gegen Eingriffe in Naturschutzgebiete möglich. Dass das Landschaftsschutzgebiet den hohen Rang eines europäischen Naturschutzgebietes hatte wurde übersehen. Zudem hebt das hamburgische Oberverwaltungsgericht den vorläufigen Baustopp wieder auf. Weitere Klagen von Verbänden und Bürgerinitiativen scheiterten oft am mangelnden Recht zu klagen oder am mangelnden relevanten Tatbestand (Klage gegen Fluglärm wurde abgewiesen da vorerst nicht zu erwarten.)
Das Verwaltungsgericht befand noch, die Zuschüttung für den Ausbau diene nicht dem Gemeinwohl und es sei nicht nachgewiesen, dass durch den Bau des A380 dauerhaft eine bestimmte Anzahl von Arbeitsplätzen geschaffen würde. Die Arbeitsplätze waren zudem teuer erkauft. 1,8 Milliarden Mark versenkte Hamburg im Mühlenberger Loch.
Der Hamburger Senat erließ dann auch später das "Lex Airbus", um die Gemeinnützigkeit der Airbus-Arbeitsplätze festzuschreiben. 170 Ha des 675 Hektar großen Mühlenberger Lochs wurden ab Mitte 2001 zugeschüttet. Das Mühlenberger Loch ist eine große Elbbucht südlich der weiten Elbe, die sich mit dem Alten Land und dem über 80 m steil aufragenden Stadtteil Plankenese zu einem Landschaftsensemble zusammenfügt. Es war das letzte große Flachwasser- und Süßwasserwattgebiet der Tideelbe. Vögel wie Löffel- und Krickente und Fische schätzten dieses Gebiet als Rastplatz und Kinderstube. Die zahlreichen Prädikate schützten die Bucht nicht: Landschaftsschutzgebiet, EU-Vogelschutzgebiet und Natura-2000-Gebiet (FFH) nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie. Die EU-Umweltkommissarin Margot Wallström verweigerte zunächst eine Ausnahmegenehmigung für das Vorhaben in dem FFH-Gebiet, da die Voraussetzungen für einen rechtzeitigen und vollständigen Ausgleich des Eingriffs im Netz der europäischen Schutzgebiete nicht gegeben waren. Dann kam aber der Gerd und Schröder schrieb an den seinerzeitigen Kommissionspräsidenten Prodi. Und schwupp die wupps lag die Genehmigung auf dem Tisch.
Ausgleichsmaßnahmen wurden nur für die zugeschüttete Fläche gefordert. Der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) bemerkt, ein etwa ebenso großes Wattfeld südlich der Zuschüttung drohe zu verlanden. Die Harmonie der Natur wurde zerstört. Und die getroffen Ausgleichsmaßnahmen sind ein Witz. Abgesehen davon, das die vielen einzelnen Maßnahmen weder der Großflächigkeit gerecht werden noch vor Ort sondern mangels Fläche weitab von Hamburg in Niedersachsen und Schleswig-Holstein vollzogen wurden, wurde die Natur doppelt geschädigt. Ein ebenfalls unter europäischen Schutz gestelltes Gebiet (Haseldorfer Marsch) sollte zum Ausgleich verändert und damit ebenfalls zerstört werden. Das Oberverwaltungsgericht Schleswig gab jedoch den Verbänden recht. Die Haseldorfer Marsch ist gerettet. Damit fiel schon mal eine Ausgleichsfläche aus, Bemühungen um Alternativen gibt es nicht. Eine weitere bisher landwirtschaftlich genutzte Fläche weit, weit weg von Hamburg (Hörner Au) wurde vernässt und extensiviert. Das ist für die Tierwelt des Mühlenberger Lochs so interessant wie das Liebesleben der Pflastersteine. Und eine dritte Maßnahme auf der Elbinsel Hahnöfersand belegte, dass die Natur im Spiel der Strategien nicht immer mitspielt. Abbagerungen für neue Wattbereiche verlanden wieder, Weidenbüsche siedeln sich an und von den hunderten Löffelenten, die von 9,5 Enten je Hektar Mühlenberger Loch rechnerisch dorthin umsiedeln sollten, fanden dies nur drei dutzend attraktiv.
Um das Mühlenberger Loch wurde zum Vorteil von Airbus ein Politikskandal veranstaltet. Befangene Behörden spielten bei Antrag, Prüfung und Genehmigung einander zu.
Mit Lügen und Propaganda wurde versucht, die Bevölkerung auf die Seite der Befürworter zu ziehen. Und für was? Die Planrechtfertigung verfiel bereits 2006 Stück für Stück. Erst
wurde die Endmontage nach Toulouse verlegt, nur der Innenausbau blieb. Dann überstürzen sich seit Herbst 2006 die Meldungen zur Airbuskrise. Und nun eben dies: Das Aus 2021. Der doppelstöckige
Riesenjumbo war von Anfang die größte Fehlinvestition der Luftfahrtgeschichte. Airbus wollte Boeing mit deren 747 nacheifern. Dabei war dieser Flieger bereits zum Programmstart des A380 im Jahre
2000 ein Auslaufmodell. Den Fluggesellschaften war der A380 von Anfang an, selbst im Hinblick auf steigende Fluggastzahlen zu groß. Der 72 Meter lange und mit einer Spannweite von 80 Metern
überdimensionierte Riese verbraucht zuviel Kerosin, kann nicht überall andocken, rechnet sich nur wenn alle Plätze ausgebucht sind. Ca 25 Milliarden flossen in die Entwicklung, auch öffentliche
Gelder. Nun gingen die von jeher nicht vielen Bestellungen des Sorgenkindes zurück, Fluggesellschaften wie Emirates stornierten sogar. Ohne die arabischen Emirates mit ihren 162 gekauften
Exemplaren hätte Airbus das Programm nach dem ersten kommerziellen Flug im Oktober 2007 noch eher einstellen müssen.
Bürger, Landwirte und Verbände kämpfen weiterhin gegen den Einstieg, aus der reizvollen Hamburger Elbregion ein Industrierevier zu machen.
Ende einer Ära bei Airbus. Schon lange ein Sorgenkind, Nordwestzeitung
Die wohl größte Fehleinschätzung in der Geschichte der Luftfahrt, Süddeutsche Zeitung
Bilder vom Ufer Blankenese und vom Aussichtspunkt Finkenwerder im Juli 2017 aus aufgenommen