Im Oktober 2023 wurde von Layher der Produktionsstart für Werk 3 verkündet.
In der RMZ vom 27.10.2023 war unter "Heimische Wirtschaft" ein Artikel von Layher, wo das Unternehmen in großzügiger
Breite nochmal wiederholen konnte wie
alternativlos diese Fabrik im Zabergäu sei, denn "nur so" ginge es.
Die ganze Welt brauche Gerüste ausschließlich aus dem Zabergäu bzw soll ausschließlich von dort beliefert werden. Ganz Schnell, hopp hopp egal was dabei mit dem Zabergäu geschieht. Stetig arbeitet man auch an der Erhöhung der Produktionskapazitäten (wie die Pflanzung eines Werkes alle paar Jahre belegt). Wiederholt wurde natürlich auch das Bekenntnis zur Region, dabei ist diese Umklammerung ein Erwürgen.
Der Text wurde unverändert ohne Reflexion aus der PM von Layher übernommen. Siehe unten PM vom 19.10.
Diese Selbstdarstellung durfte nicht unkommentiert bleiben:
„Nur so“ wie die Firma Layher gut 11 Hektar Baufläche auf einem 14 Hektar großen Grundstück für die dritte Feuerzinkerei im Zabergäu in der neuen Fabrik an der Zaber/ Fürtlesbach in Anspruch genommen hat könne das Unternehmen, Arbeitsplätze und Kundenzufriedenheit mit „Lieferschnelligkeit“ bestehen. So ist die Erzählung, Planung gibt es im Gerüstbau anscheinend nicht. Beispielhaft für andere Landstriche ist das nicht, ist das Zabergäu doch reichlich industriell vernutzt, zum Rädchen des Weltmarkts für Weltmarktführer verkommen. Man muss beide Hände zu einem Bilderrahmen formen um die vom Tourismusverband, den 6 Zabergäugemeinden, Heilbronner Stimme und Weinbaubetrieben hochgelobte Idylle zu erkennen und den Schaden auszublenden.
Ein wahrnehmbarer Ausgleich wird für das Monstrum vermarktet, dessen Produktionshalle allein 4-mal größer als der Logistikbau von Taxis nebenan ist.
Um diese 248 x 207 Meter messende Halle müssen nun dauerhaft Radfahrer auf einem überbreiten Radweg fahren, welche das Zabergäu erleben wollen. Nun, sie sollten gewarnt sein: Es ist kein Radweg
durch fotogene Auen und Wiesen wie man dann das von anderen Tälern wie dem Kraichtal kennt. War da mal was mit den Radwegen Deutsche Fachwerkstraße, Württemberger Weinradweg, Naturpark Tour,
Zabergäuweg? Es bleibt die bescheidene Freude an Bäumchen vor mehrstöckig aufragenden grauen Wänden. Am Gespür, dass irgendwo da oben auf dem Dach ein Grashälmchen auf dünnem Substrat wächst und
die Hasen einen 15 Meter hohen Satz nach oben machen. Dass die Feldlerche schon noch ein neues Revier findet. Dass irgendwo hinter dem grauen Gebäude die Zaber im neuen Bett fließt. Die Zaber
hatte nach Jahren der Malträtierung für das in den 1990ern grobschlächtig eingerichtete Industriegebiet Langwiesen immerhin einen sekundären Naturzustand mit grünem Bewuchs und aquatischem Leben
erlangt. Gefragt wurde sie also nicht, ob wieder ein Umzug gewollt ist. Es gibt auch keinen kausalen Zusammenhang, warum eine Flussverlegung und Anlage von Auwäldern- und Auwiesen, so sie
sinnvoll sind, erst mit einer neuen Fabrik kommen. Die Ansage zur Verbesserung der Gewässerzustände gebietet das Handeln in Kür.
Die Erzählung von den gefährdeten Arbeitsplätzen und der wankenden Stabilität des Zabergäus wenn Layher das Werk 3 nicht bekomme funktionierte nur
mit der Drohkulisse, sonst mit allem nach Polen zu gehen. Hinterfragt wurde das nie, haben doch die Familien Langer und Layher keine Erfahrung mit Auslandsexpansion und genießen mit den
Standorten doch reichliche Annehmlichkeiten und Vorteile. Und gibt es zwischen dem Zabergäu und Polen sonst nichts weiter für das eigenständige Fertigungszentrum? Achja Polen grenzt gleich
nebenan, Bayern, Brandenburg, Niedersachsen gibt es nicht.
Der Standort ist ja auch gerade zu ideal. In windeseile kommt der Rohstahl auf den überhaupt nicht bergigen und schnurgeraden 4-spurigen Straßen
ortsdurchfahrtsfrei von der nächsten Autobahnausfahrt ins Zabergäu, mitten im Autobahnviereck A5, A6, A81, A8. Oder war da was mit Naturpark Stromberg-Heuchelberg, Ochsenbach im Landkreis
Ludwigsburg, Kleingartach, Zaberfeld, Brackenheim, Botenheim, Cleebronn? Achso, der Stahl kommt aus heimischem Anbau, sprießt wie Spargel.
Kontinuierlich werden die Produktionskapazitäten erhöht. Nun mit Werk 3 einmal mehr erfüllt. Doch wie lange wird die Zufriedenheit reichen? Wird der
10-Jahres-Rhytmus des Gebärens neuer Werke aufrechterhalten oder ist die Familie endlich groß genug, eine Sättigung des Wachstumshungers erreicht? Achja, Langwiesen IV ist ja erst zur Hälfte mit
Werk 3 belegt, für die Winzergenossenschaft findet sich sicher eine Lösung und die Landwirte stecken sowieso schon halb im Werk.
Leistungsstarke Filter, Eingrünen und Energiesparen bei Bau und Produktion können schön sein, es hilft dem klima-, landschafts-, und
umweltschädlichen Bau an sich nicht ab. Schadstoffe summieren sich auch bei starker Verdünnung der emittierten Luft auf. Denn statt mit Pril werden die 120.000 Tonnen jährlich verzinktem Stahl
mit Salzsäure und anderen Chemikalien in entsprechend großer Menge vorbehandelt. Der ungeheure Betoneinsatz und der gasbetriebene Zinkkessel durchgrätschen das 1,5 Grad Ziel. Fruchtbarer Boden
und Lebensräume der Feldflur wurden zerstört, Landschaft verschandelt. Vor die fotogene Perspektive der Strombergausläufer längs des Fürtlesbachs und dem Michaelsberg als bedeutendste Landmarke
des Zabergäus schiebt sich nun das gigantische Fabrikgebäude.
Viele unvergütete Arbeitsstunden haben die Einwendungen und Aktivitäten zur Mobilisierung des Widerstands gekostet. Ja das Genehmigungsverfahren war
zeitaufwendig, jedoch mit dem üblichen Ergebnis dass der Vorhabensträger am Ende seinen Willen durchsetzen kann. Von Kompromissen wurden gesprochen. Doch bei allen Kompromissen bekommt
derjenige der auf die Erdscholle für eine Fabrik deutet immer etwas, während die Natur und an einer lebenswerten Zukunft interessierten Menschen nur abgegeben können.
Bereits am 14.10. durfte die Pfaffenhofener Bürgermeisterin Frau Kieninger der feierlichen Eröffnungen vom Layher Werk 3 bei Frauenzimmern beiwohnen. Im Erlebnisbericht natürlich volle Begeisterung. Auch einer der beiden einzigen halbwegs kritischen Gemeinderäte lächelte mit.
Zum Produktionsstart gab es auf der Layher-Seite eine PM vom 19.10. die von der Heilbronner Stimme sicherlich 1:1 ohne Hinterfragen und Kritik abgedruckt wurde. Auf
jeden Fall wurde sie in den Gemeindeblättern abgedruckt, siehe RMZ oben.
"Nach zeitaufwendigem Genehmigungsverfahren..." wurde ja mit vorauseilenden Maßnahmen ohne Rechtskräftigen Bebauungsplan durchgedrückt. Ansonsten im Text alle
platten Argumente wiederholt. Für die Gerüste aus heimischem Stahlanbau, mit dem Zabergäu als Weltzentrum. Weitere Kritik siehe Glosse oben sowie auf den Seiten hier zur Langwiesen IV.
Quelle: https://www.layher.com/de-DE/Presse/Pressearchiv/Archiv/20231019_Produktionsstart_Werk3