Vom 17.6. bis 2.8.2019 lief die Auslegung des Entwurfs zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan Langwiesen IV für das Layher-Werk 3. Träger öffentlicher Belange wie auch Bürgerinnen und Bürger konnten wieder Einwendungen schreiben.
Zum Vorentwurf im August/ September 2018 stellte der BUND eine Mustereinwendung zusammen, woraufhin 30 Privatpersonen ihre Stellungnahme abgaben. Im Anhang der
Begründung des Entwurfs wurden alle Einwendungen inkl Antwort des Zweckverbands gelistet. Darunter waren auch die auf der Mustereinwendung aufbauenden "Anregungen", die jedoch 30-fach auf teils
recht schnoddrig und kühle Weise abgeschmettert wurden. 5 weitere Privatpersonen darunter auch Landwirte hatten neben u. a. Landratsamt, BUND, Bauernverband,
Regierungspräsidium und NABU ebenfalls ihre Einwendung abgegeben.
Das Format der Mustereinwendung schien uns vom BUND daher abgegriffen und wir sahen es als notwendig, die Bevölkerung über die Hintergründe, streitbare Annahmen und versteckte Fakten in den Gutachten sowie den spröden Stoff Bebauungsplan zu unterrichten.
Matthias Böhringer sagte daraufhin "Wir lesen einen Bebauungsplan!" Zusammen mit Peter Kochert breiteten die beiden BUND-Mitglieder den realsatirischen Gehalt und Aufbau, die Kakophonie in den Dokumenten des Bebauungsplans mit Begründung, Gutachten und Anworten auf die Einwendungen aus. Mit anschließender Diskussion wurden die Gäste dann wie in einem kleinen Workshop mit Anregungen für eine möglichst individuelle Einwendung gefüttert.
Im folgenden eine Auswahl der Folien des Vortrags. Hintergrund ist der aktuelle Bebauungsplanentwurf zu Langwiesen IV für Layher Werk 3 mit dem die Verantwortlichen die Komplettierung des wahnwitzigen Projekts einer Entwicklungsachse Lauffen-Zaberfeld verfolgen.
Allein das Produktionsgebäude - 207 x 248 Meter - wird über 4 mal so groß sein wie der Klotz Taxis (ca. 110 x 110 m). Und bereits bei dieser Ansiedlung des Fliesenvertrieblers in Langwiesen III sagten viele "So nicht!"
Bilder von Langwiesen III und Lüssen zeigen, dass noch gar nicht alles bebaut ist. Man fängt das nächste an, obwohl noch Flächen zur wirtschaftlichen Entfaltung frei sind. Da eine Vollaufsiedlung dieser Gebiete auch mehr Verkehr nach sich zieht, meinten die Verkehrsgutachter, dass der vom Layher Werk 3 generierte Verkehr nicht so schlimm sei wenn ohnehin noch mehr dazu kommt.
Wie viele andere Einwender auch, betont der BUND die weiter zunehmende Verkehrsbelastung
Das Vorhaben wird zu einer Zunahme des Schwerlastverkehrs im mittleren Zabergäu führen und die Orte Frauenzimmern und Cleebronn zusätzlich belasten.
Im ersten Bild der folgenden Serie sehen Sie mit Antwort des Zweckverbands, wie die Bedenken runtergespielt werden,
weil sowieso mehr Verkehr dazu komme. Dann wird die widerlegbare Lüge verbreitet, es komme nicht zu mehr LKW Verkehr. Und nichts zuletzt habe man die Zumutungen wegen der wirtschaftlichen
Entwicklung und Arbeitsplätze zu schlucken. Die Keule Arbeitsplätze hilft im Zweifel immer.
Diese Antwort ist nur ein Ausschnitt und enthält doch bereits viele Punkte zum Aufbegehren. Zerpflücken wir diese mal.
Im Rahmen der Gesamtprognose sei die Verkehrszunahme von untergeordneter Bedeutung. Was ist der Rahmen der Gesamtprognose? Das Verkehrsgutachten verrät einiges, was der Zweckverband noch dem Tal aufdrücken will.
Langwiesen III ist noch gar nicht vollständig aufgesiedelt. Es gibt noch einige Baulücken und ganze unbebaute Randbereiche wo heute
noch Schafe weiden. Zu der bebauten Fläche von 15 Hektar in 2018 sollen noch über 8 Hektar hinzukommen. Das durchschnittliche werktägliche Verkehrsaufkommen durch Langwiesen III
wird dann von 1600 Kfz auf 2600 Fahrten ansteigen.
Hier eine Aufnahme vom April diesen Jahres mit einer Baustelle / Kran im Hintergrund und Schafe auf einem Bauplatz.
Mit der weiteren Einwohnerentwicklung und Motorisierung seien die verkehrlichen Auswirkungen der Planung zu relativieren.
Man erwartet also ohnehin mehr Verkehr und verkennt hierbei die Regeln der Mathematik mit der Integration von Beiträgen zur großen Summe und stellt sich auch nicht den Ursachen der Verkehrsentwicklung.
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Kompensiert Werk 3 die Verkehre zu auswärtigen Verzinkereien? Nein, denn es werden zwar 36 LKW pro Tag vom Standort Güglingen-Eibensbach nach Langwiesen IV verlagert. Die Produktion wird aber mehr, so dass künftig 52 LKW pro Tag rein und raus fahren. Das sind täglich 104 LKW-Fahrten plus Fahrten der Beschäftigten, insgesamt 1050 Fahrten.
Was heißt diese Verkehrszunahme für Frauenzimmern? Einmal mehr werden die privatwirtschaftlichen Interessen zum allgemeinen Interesse erhoben und die Bürger sollen die Belastung wegen des daraus angeblich folgenden Wohlstandes verschmerzen. Frauenzimmern wird sehr wahrscheinlich baulich aufgebrochen werden und an der Einmündung der Cleebronner Straße in Frauenzimmern wird dann ein Minikreisel mit 22 Durchmesser reingesetzt.
Auf die Eingriffe in baulichen Bestand – also den Abriss von Häusern für den Kreisel kann verzichtet werden, wenn Planfall 1 mit der Umgehungsstraße südlich der Zaber umgesetzt wird. Bei der WG südlich der Zaberbrücke soll dann die neue L1103 von Langwiesen III kommend entlang der Zaberauer geführt werden, quert bald den Radweg und schließt südlich Kompressoren Renner an die Ochsenwiesenstraße in Güglingen an. Frauenzimmern und Güglingen würden dann zwar entlastet, aber die Natur, Landwirtschaft und Erholungssuchende müssen wieder für den Wachstumswahn bluten.
Der Vortragsteil wurde mit Einspielungen von Filmen angereichert. Matthias Böhringer stieg mit der Geschichte vom Hamster in den fatalen Irrsinn vom Wachstum ein. Was Rio 1992 war, als die Agenda21 geboren wurde zeigte ein Bericht des ZDF über die denkwürdige Konferenz. Aber die Menschheit hat beschlossen, dass Miami und Bangladesh überflutet werden, stellt Captain Kirk über 25 Jahre später zum 2 Grad Ziel fest. Im Jahre 2018 ist die Menschheit mit dem Anstieg der CO2 Konzentration auf über 400ppm gewarnt.
Es scheint, es gäbe keine Regeln außer die Regeln der Ökonomie und hemmungslos könnten Ressourcen verbraucht werden. Doch bereits im 19. Jahrhundert kamen Baden und
Preußen zur Einsicht, dass der drohenden baulichen Unordnung mit sich in Folge der Industrialisierung erweiternden Städte mit Planungsrecht begegnet werden musste. Heute haben wir einen
Wildwuchs, der mit der Eingriffs- / Ausgleichsbilanz, Eingrünung und Ökopunkten legalisiert und kaschiert wird. So konnte der Film von Report Mainz aus 2018 über den hemmungslosen Bauboom die
erschreckenden Bildern von einer größenwahnsinnigen Gemeinde in Bayern, einer Demonstration zum Schutze der Äcker in Hessen und die Unvernunft von Politikern und Behörden zeigen. Herr Seehofer -
Minister für Bauen und Heimat fühlt sich nicht zuständig für's zubauen der Heimat.
Mit den in die Landschaft gepflanzten Gewerbegbieten, das ungesunde Wachstum der Gemeinden, nimmt der Verkehr zu. Darunter leiden die Dörfer auf der Zufahrtsstrecke wie Ochsenbach im Kirbachtal. Es liegt nicht nur im Transit zwischen A81 und A6 sondern auch zu den Industriegebieten im Zabergäu. SWR Zur Sache Baden-Württemberg dokumentierte 2017 die verstopfte Dorfstraße und die empörtern Bewohner.
Jenseits des Wachstums - der unmögliche Hamster
Von Attac Deutschland, AG Jenseits des Wachstums März 2011 hochgeladen. Anlaß der Kongress "Ökologische Gerechtigkeit. Soziale Rechte. Gutes Leben" vom 20. bis 22. Mai 2011
Ein Rückblick auf die erste UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro, aus der Sendung "Umwelt" vom 14.6.1992.
Was ist aus dem Geist von Rio geworden? Wir machen den Zeitsprung nach 2018
Die Anstalt, 27.2.2018 - Zustand der Erde in der Sternzeit 2018
Aus der Anstalt vom 27. Februar 2018: Enterprise bitte kommen: Captain Kirk und Mr. Spock sollen das Klima retten. Wortgewandt, unkonventionell und mit viel satirischer Schärfe: Max Uthoff und Claus von Wagner klären über die Themen auf, die die Nation bewegen. Live aus der "Anstalt". Gemeinsam mit ihren Gästen Anny Hartmann, Hennes Bender und Alfons wollen sie "Stimme sein für Ungehörtes und Unerhörtes"
ARD Report Mainz - Deutschland wird für Gewerbegebiete zubetoniert
Sendung vom 5.9.2018
Jeden Tag geht in Deutschland eine Fläche von rund 85 Fußballfeldern verloren. Viel zu viel, kritisieren Experten, denn der Boden übernimmt wichtige ökologische Funktionen.
Ein Normfußballfeld misst bei FIFA/UEFA 105 x 68 Meter = 0,71 Hektar
SWR Zur Sache Baden-Württemberg - Wenn Brummis für Chaos sorgen
Sendung vom 20.10.2017
Zahlreiche Lkw am Tag in der Dorfstraße. Lärm, Abgase und vor allem: gefährdete Fußgänger. Die Bewohner der Fachwerk-Idylle Ochsenbach sind stinksauer. Auf Abhilfe warten sie bislang vergeblich.
Bericht von Kreisrat Florian Vollert auf dem Zabergäu2040-Blog:
Layher gegen Feldlerche? Oder wann ist Ende mit Flächenverbrauch?
In der Diskussion kamen wir überein, dass es mehr Zusammenhalt braucht. Doch wie soll der Zusammenhalt mit einem NABU funktionieren, wenn die NABU-Funktionäre / SPD / Grüne im Zabergäu auf den falschen Behauptungen von 2018 beharren?
Wenn ein Parkhaus sowie Einhausung der Lager angeblich Fläche sparen, wieso ist dann das Werksgelände immer noch über 11 Hektar groß?
Wieso werde laut NABU Fläche gespart, bloß weil die Planung nicht über das definierte Industriegebiet hinausgeht? Auch innerhalb der definierten Flächen befinden sich jetzt noch Äcker als potentieller Lebensraum für die gefährdete Feldlerche sowie weitere 19 Vogelarten im Umfeld.
Der NABU will noch immer nicht sehen, dass im Regionalplan die vorgesehenen Flächen für Langwiesen IV bis zur Straße Frauenzimmern-Cleebronn reichen. Das Layher Werk 3 soll laut Begründung in Langwiesen IV gebaut werden, auch weil es dort Erweiterungsflächen gibt. Das Werk 3 wird also noch nicht das Ende der Fahnenstange sein.
Und wie man die Verlegung der Zaber als effektive Renaturierung feiern kann wo schon Natur ist, bleibt dem BUND ein Rätsel. Das alte Bachbett auszutrocknen oder gar zu befüllen ist für den BUND ein Engriff in den Naturhaushalt. Was soll an dieser sogenannten Ausgleichsmaßnahme erlebbar sein, wenn sie zwischen den beiden Industriegebieten von Langwiesen eingezwängt ist?
Weitere irreführenden Forderungen sind der Naturschutzfond und der Radweg von Norden her. Bzgl Naturschutzfond erhielt der NABU bereits in der Behandlung der Einwendungen von der Verbandsversammlung eine Abfuhr. Eine Radweganbindung von Norden mag für Arbeitnehmer sinnvoll sein, was bleibt aber jenen Radfahrern, die Erholung suchen? Unterhalb Langwiesen IV werden sie auf die neue Fabrik blicken, dann weiter durch die Zaber auf Langwiesen III. Es gibt für diesen Abschnitt kein rettendes Konzept für attraktive Radwege mit dieser in den Weg gestellten Fabrik.
Heilbronner Stimme, 18.7.2019